Mit Patrick Cotting hat Thomas Huber einen Gegenkandidaten für die Wahlen im März 2026. Im Interview erklärt der amtierende Gemeindepräsident, warum er sich erneut zur Wahl stellt, was ihn auszeichnet – und warum Rümlang vor allem Verlässlichkeit braucht.
Herr Huber, mit Patrick Cotting haben Sie einen Gegenkandidaten bekommen. Wie gehen Sie damit um?
Huber: Ich nehme diese Herausforderung sportlich an. Es ist ja legitim und ein demokratischer Prozess. Mit den aktuellen Herausforderungen sehe ich es zwar nicht als zielführend, noch interne Machtkämpfe zu führen. Aber persönlich haben wir aus meiner Sicht keine Probleme miteinander. Ich schätze seine Expertise im Gemeinderat und er hat die Finanzabteilung gut übernommen. Wir teilen auch viele Ansichten.
Was spricht für einen Gemeindepräsidenten Huber, wie führen Sie die Arbeit bei einer Wiederwahl weiter?
Huber: Wir haben die Arbeit erst aufgenommen, beispielsweise mit der Neuorganisation in der Verwaltung. Da sehe ich viel Potential, mit einer moderneren Struktur und Digitalisierung effizienter zu werden. Die Neustruktur mit Verwaltungsleitung und separatem Gemeindeschreiber sind in der Umsetzungsphase und kann in einem im Total reduzierten Pensum im Ressort Präsidiales erfolgen. Ähnliches haben wir auch schon in anderen Bereichen angestossen, aber Schnellschüsse sind hier fehl am Platz. Wir versuchen, nachhaltig mit den Geschäftsfeldleitern zu planen und nötige Ressourcen dann zu optimieren.
Wie sehen Sie Ihren Einfluss nach den ersten Monaten im Amt?
Huber: Ich denke, ich bin nah bei der Bevölkerung und habe auch versucht, mit der monatlichen Rubrik im „Rümlanger“ mehr zu informieren. Ich habe auch viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung bekommen, mich sieht man ja oft an Gesellschafts- oder Vereinsanlässen. Dies habe ich schon vor meiner politischen Laufbahn gelebt, weil ich die Nähe zu den Menschen mag. Der Gemeindepräsident hat nicht mehr „Macht“ als alle anderen Gemeinderäte, sondern auch nur eine Stimme im Gremium. Entscheide brauchen eine Mehrheit im Rat und diese müssen zwingend von allen im Kollegialitätsprinzip getragen werden. Dieser demokratische Prozess ist eine der Grundlagen unseres Schweizer Systems und ist auch gut so.
Das Masterplan über 110 Millionen Franken belastet die Gemeindefinanzen stark. Wie stehen Sie dazu?
Huber: Dies ist ein Gesamtprojekt, mit den Schulen, der Verwaltung, der Vereinen, einem externen Planungsteam und dem Gemeinderat. Über zwei Jahre wurde daran mit allen Involvierten geplant und die Bedürfnisse abgesteckt. Auch im Wissen, dass es kein „Wunschkonzert“ ist und die Kosten hoch. Die überalterten Schulhäuser brauchen dringend Renovationen und Anpassung an die modernen Lehrformen. Hier wurde zu lange mit Investitionen gewartet, was uns jetzt leider einholt. Die Sekundarschule braucht einen neuen Platz. Zudem haben die Vereine eine politische Initiative angestossen für eine Dreifachhalle mit Mehrzweckfunktion, diese wird auch in der Schule eingeplant. Der Gemeinderat steht hinter dem Projekt, alle Schritte werden demokratisch dem Volk vorgelegt. Auf Kosten wird natürlich bei der Detailplanung geachtet, wir werden den Kostendruck dabei den Planungsteams auferlegen. Die aktuellen Kosten sind auch erst grobe Schätzungen, die dann nach dem Planungskredit genauer werden.
Was sind Ihre Ziele für Rümlang?
Huber: Rümlang muss moderner werden, einerseits beginnt dies mit der eigenen Infrastruktur, andererseits auch die alten „60er Jahre Blöcke“ im Dorf. Mit einer gezielten Standortförderung können die Investoren und das Gewerbe motiviert werden, die alten Gebäude zu renovieren oder neue Projekte zu lancieren. Wir sehen bei anderen Gemeinden und Städten, wie dies dann auch andere nachzieht. Dies wirkt sich dann auch positiv auf neue Steuereinnahmen aus. Die Verdichtung im Dorf wird automatisch über die Genossenschaften und Investoren kommen, da müssen wir auch bereit sein dazu. In der Verwaltung können wir mit moderneren Mitteln, Digitalisierung und angepassten Öffnungszeiten auch vieles optimieren, damit besser auf die Wünsche der Bürger eingegangen wird. Das alles geht nur zusammen im Team und im Dienst der Sache.
Ihr Mitbewerber hat die Idee einer „RümlangCard“ angeregt. Wie stehen Sie dazu?
Dies tönt auf den ersten Blick sicherlich spannend, um schnell mehr Einnahmen zu generieren. Dies ist aber auch keine neue Idee, meine Vorgänger und der Gemeinderat haben dies schon mehrmals geprüft. Ich habe mich auch mit Präsidenten von anderen Flughafengemeinden, wie Kloten oder Opfikon, ausgetauscht, die das gleiche Thema auch schon versucht haben. Diese Taxen werden kantonal geregelt, und in Zürich gibt es aktuell keine rechtliche Grundlage.
Eine reine «Rümlang»-Lösung mit einem Erzwingen der Gebühren ist deshalb auf dem reinen Rechtsweg wohl schwer durchführbar und würde von den Hotels sicherlich juristisch bekämpft werden.
Da setze ich lieber auf den Weg mit einem gemeinsamen Dialog. Die meisten Hotels sind freiwillig an Zürich Tourismus angeschlossen, da werden mit der «Zürichcard» sehr viele Angebote in Zürich begünstigt, zum Beispiel Museen, ÖV oder Stadttouren.
Wir sind auch kein Kurort, haben keine Angebote wie Davos oder andere Skigebiete – einzig eine Verbindung zum beliebten Riedmattcenter wäre allenfalls eine Option.
Die Gäste kommen aber nicht wegen Rümlang, sondern meistens wegen Zürich oder dem Umsteigen am Flughafen. Aktuell hat der Gemeinderat auch kein Projekt.