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Region Bülach
23.08.2025
21.08.2025 18:31 Uhr

Offene Jugendarbeit in Bülach – Begleitung, Selbstwirksamkeit und neue Projekte

Das Team der Jugendarbeit Stadt Bülach, v.l.n.r.: Adriana Scherrer, Susanne Widmer, Elodie Schnell und Aleksandar Lukic
Das Team der Jugendarbeit Stadt Bülach, v.l.n.r.: Adriana Scherrer, Susanne Widmer, Elodie Schnell und Aleksandar Lukic Bild: Stadtblatt App Bülach
Jugendarbeiter und Jugendarbeiterinnen setzen auf Eigenverantwortung, Prävention und Begegnungsräume

In Bülach steht die städtische Jugendarbeit vor einem Ausbau. Die Jugendarbeitenden Elodie Schnell und Aleksandar Lukic geben Einblick in ihre Arbeit, ihre Ziele und die Herausforderungen, denen sie im Alltag begegnen.

Jugendliche auf dem Weg ins Erwachsenenleben begleiten

Im Zentrum steht die Unterstützung junger Menschen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Ein Schwerpunkt ist die Förderung der Selbstwirksamkeit – also der Fähigkeit, Aufgaben eigenständig zu bewältigen. „Wir wollen, dass die Jugendlichen erfahren: Ich kann das alleine“, erklärt Aleksandar Lukic. „Wenn jemand zum Beispiel auf ein Amt muss, soll er nicht die Eltern schicken, sondern selbst hingehen – wir begleiten, aber machen es nicht für sie.“

Wer kommt in den Jugendtreff?

Der Treff wird von rund 160 verschiedenen Jugendlichen pro Monat besucht, die Mehrzahl davon sind Jungen. Die Hauptzielgruppe ist zwischen 12 und 16 Jahre alt, es kommen aber auch jüngere Schülerinnen und Schüler sowie Lehrlinge bis 23 Jahre.
„Wir stellen fest, dass eher Jugendliche aus Familien mit weniger Bildungschancen zu uns kommen“, sagt Aleksander Lukic. „In bildungssystemnahen Familien sind die Jugendlichen oft stärker in Vereinen oder Kursen eingebunden. Wer zu uns kommt, ist häufig mehr auf sich selbst gestellt.“

Jugendtreff an der Feldstrasse 72 in Bülach Bild: Jugendarbeit Stadt Bülach

Raum für Begegnung – mit klaren Regeln

Der Jugendtreff ist ein Ort, an dem sich Jugendliche ohne Druck aufhalten können. Die wenigen Regeln betreffen den respektvollen Umgang miteinander. „Es geht darum, dass wir alle Sorge zueinander tragen“, betont das Team. Konflikte werden angesprochen, verletzende Sprache hinterfragt und das Bewusstsein für das eigene Verhalten geschärft. „Unser Ziel ist ein Ort, an dem sich alle wohlfühlen – unabhängig von sozialem Hintergrund oder sexueller Orientierung.“

Prävention und aufsuchende Arbeit

Mit der personellen Aufstockung von vormals 100 bis Sommer 2024 auf 340 Stellenprozente aktuell, kann das Team vermehrt aufsuchende Arbeit leisten – also gezielt Orte aufsuchen, an denen sich Jugendliche treffen. Lukic: „Früher war dafür schlicht keine Zeit. Jetzt können wir auch dorthin gehen, wo Jugendliche ihre Freizeit verbringen, statt nur im Treff auf sie zu warten.“
Auch Präventionsthemen wie Sucht, sexuelle Gesundheit und psychische Belastungen werden stärker ins Angebot integriert. Schnell: „Wir wollen die Jugendlichen informieren, ohne zu belehren – und sie befähigen, für sich selbst gute Entscheidungen zu treffen.“

Projekte und Highlights

„Das Büüli-Fäscht ist für uns ein Highlight – nach acht Jahren Pause sind wir wieder mit einer eigenen Jugendzone dabei,“ freut sich Aleksandar Lukic.
Zudem sind gemäss Massnahmenplan, der vom Stadtrat genehmigt wurde, ein zweiter Jugendtreff an zentraler Lage oder in Bülach Nord sowie dezentrale Räume für die autonome Nutzung durch die Jugendlichen vorgesehen. Dazu erarbeitet die Stadt Bülach zurzeit ein umfassendes neues Raumkonzept für die Jugendarbeit.

Jugendtreff an der Feldstrasse 72 in Bülach Bild: Jugendarbeit Stadt Bülach

Herausforderungen im Alltag

Die Jugendarbeit spürt die gesellschaftlichen Entwicklungen wie wachsender Gewaltbereitschaft, veränderter Freizeitgestaltung durch soziale Medien und Suchtverhalten.
Beim Thema Kiffen gilt eine klare Haltung: Die Jugendarbeitenden: „Wir fördern es nicht und wollen es auch nicht im Umfeld des Treffs. Aber wir nehmen die Jugendlichen ernst, sprechen offen mit ihnen und zeigen auf, welche Folgen es haben kann – vor allem für die Hirnentwicklung.“

Blick in die Zukunft

Das aktuelle Konzept und der Massnahmenplan der Stadt laufen bis 2027. Neben neuen Räumen ist auch ein niederschwelliges Beratungsangebot in Planung.
Elodie Schnell und Aleksandar Lukic: „Unser Auftrag ist, die Jugendlichen zu integrieren und sie auf ihrem Weg in die Gesellschaft zu begleiten“, fasst das Team zusammen. „Offen, inklusiv und barrierefrei – für alle.“

pw