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Region Bülach
04.06.2025
03.06.2025 23:38 Uhr

Weiach: Einzelinitiative zu Schulverträgen vorläufig sistiert - die grundsätzlichen Probleme bleiben bestehen

Bild: pw / Gemeinde Weiach
Im exklusiven Interview äussert sich die Schlupflegepräsidentin Dania Peter zur aktuellen Lage der Schule Weiach

Die Einzelinitiative zur «Änderung der Anschlussverträge» zwischen der Gemeinde Weiach und den Aargauer Nachbargemeinden - ZU24.ch berichtete - wird vorerst nicht weiterverfolgt. Der Gemeinderat informierte am Dienstag über die vorläufige Sistierung des Begehrens, das eine Anpassung der bestehenden Vereinbarungen zur Beschulung von Aargauer Schülerinnen und Schülern zum Ziel hatte.

Gemeinsame Abklärungen im Gang

In einem Gespräch zwischen dem Hauptinitianten Peter Lamprecht und Vertretern der Schulpflege wurde über den aktuellen Stand informiert. Zurzeit laufen verschiedene Abklärungen zur künftigen Organisation der Schulplatzvergabe für Kinder aus dem Kanton Aargau. Die Gesprächsteilnehmenden einigten sich darauf, dass es sinnvoll sei, die Ergebnisse dieser Prüfungen abzuwarten, bevor über das weitere Vorgehen entschieden wird.

Weitere Schritte nach Abschluss der Abklärungen

Lamprecht erklärte sich einverstanden, vorerst auf eine Urnenabstimmung zu verzichten. Damit bleibt die Option offen, die Initiative je nach Resultat ganz zurückzuziehen. Laut Mitteilung wird die Schulpflege dem Initianten bis spätestens zu den Sommerferien erste Resultate aus den laufenden Abklärungen vorlegen. Danach soll gemeinsam über das weitere Vorgehen entschieden werden.

Interview mit Schulpflegepräsidentin Dania Peter zur Situation der Schule in Weiach

 

ZU24.ch: Was denken Sie als Schulpräsidentin über die Forderungen nach einem Lastenausgleich zwischen Fisibach, Kaiserstuhl und Weiach?

Dania Peter, Schulpflegepräsidentin: Die Bildungsleistung ist in den letzten Jahren insgesamt stark gestiegen – sowohl inhaltlich als auch organisatorisch und infrastrukturell. Das betrifft auch unsere Schule in Weiach. Die Diskussion um einen Lastenausgleich ist in diesem Zusammenhang nachvollziehbar. Die Umsetzung ist jedoch rechtlich anspruchsvoll: Die Entschädigungen für Schulkosten sind im Ressourcenausgleichsgesetz (RSA) der Kantone Zürich und Aargau geregelt. Dieses sieht einen Deckungsgrad von lediglich 85 % vor – was bedeutet, dass ein Teil der Kosten strukturell nicht gedeckt ist. Eine Anpassung der bestehenden Verträge zwischen den Gemeinden bringt daher nur begrenzten Handlungsspielraum. Für tiefgreifende Änderungen müsste das RSA-Gesetz selbst überarbeitet werden – ein komplexer, politischer Prozess. Um eine belastbare Grundlage zu schaffen, haben wir eine externe Firma mit einer Kostenanalyse beauftragt. Diese wird zeigen, ob und in welchem Umfang die heutigen Beiträge tatsächlich kostendeckend sind. Auf dieser Basis wollen wir den Dialog mit den Aargauer Gemeinden und auch den Kantonen weiterführen.
Besonders wichtig ist uns als Schule, dass wir an den Aargauer Kindern festhalten und auch mit ihnen planen. Wir sind überzeugt, dass wir innerhalb der bestehenden Verträge oder auf kantonaler Ebene Lösungen finden können, die den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden.

ZU24.ch: Hat die Unsicherheit betreffend des Lastenausgleichs aktuell bereits Konsequenzen in der Schule Weiach?

Dania Peter: Ja, auf operativer Ebene spüren wir die Unsicherheit deutlich. Sie erschwert unsere längerfristige Planung – etwa bei Investitionen, beim Personal oder in der strategischen Entwicklung. Ich äussere mich dazu mit der gebotenen Zurückhaltung – im Wissen um meine Funktion im Gemeinderat und das Kollegialitätsprinzip. Gleichzeitig sehe ich es als meine Aufgabe im Schulpflegepräsidium, aufzuzeigen, dass stabile Rahmenbedingungen dringend notwendig sind, um Planungssicherheit zu schaffen und dem wachsenden Anspruch an die Schule gerecht zu werden.

ZU24.ch: Wie ist die Lage betreffend Schulraum – hast du Informationen, ob ein neues Projekt betreffend Schulraum angeschoben wurde?

Dania Peter: Die Problematik bei der Schule Weiach ist, dass wir in den letzten zehn Jahren enorm gewachsen sind. Allein für die Kinder aus Weiach ist unsere bestehende Infrastruktur mittlerweile zu klein, da sie ursprünglich für knapp 100 Schülerinnen und Schüler konzipiert wurde. Heute besuchen fast 200 Kinder aus Weiach die Schule, sodass eigentlich eine neue, deutlich grössere Infrastruktur notwendig wäre. Auch die Aargauer Gemeinden sind gewachsen und machen mittlerweile etwa ein Drittel der gesamten Schülerschaft aus. Für diese Kinder brauchen wir natürlich ebenfalls ausreichend Platz. Wäre die Infrastruktur entsprechend grosszügig ausgelegt, wäre das Thema Schulraum kein politischer Streitpunkt. Der Kern der Diskussion dreht sich deshalb um die Frage, wie viel Platz die Schule tatsächlich benötigt – eine Frage, die wir dringend und sachlich klären müssen, um die Weichen für eine nachhaltige Lösung zu stellen. Nach dem negativen Entscheid des Bundesgerichts zur Schulhausabstimmung hat sich die Gemeinde bisher nicht öffentlich zum weiteren Vorgehen geäussert. Derzeit wartet man die Ergebnisse der laufenden Kostenanalyse ab, bevor über das weitere Vorgehen entschieden wird. Aus Sicht der Schule ist dieses Zuwarten jedoch kritisch. Wir befinden uns bereits mitten in der Planung für das Schuljahr 2026/27 – und der Platzmangel ist weiterhin ungelöst. Als Schulpflegepräsidium innerhalb des Gemeinderats äussere ich mich im Rahmen des Kollegialitätsprinzips bewusst zurückhaltend. Dennoch ist es wichtig, dass wir auf operativer Ebene rechtzeitig auf Entwicklungen reagieren können, um die Qualität des Unterrichts langfristig zu sichern.

ZU24.ch: Wer ist in der aktuellen Situation auf wen zugegangen – die Initiative wurde sistiert – hast du hier das Gespräch gesucht?

Dania Peter: Das Gespräch mit den Initianten habe ich unmittelbar nach dem negativen Bundesgerichtsentscheid gesucht. Es war uns als Schule wichtig, rasch aus dem langjährigen Hin und Her herauszukommen und gemeinsam in eine konstruktive Lösungsfindung einzusteigen. Die Sistierung der Initiative war dann ein gemeinsamer Entscheid zwischen den Initianten und der Schule. Sie ist ein Zeichen dafür, dass beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen und gemeinsam an einer tragfähigen Lösung zu arbeiten – auf Augenhöhe und im Dialog.

ZU24.ch: Welche Gespräche finden in der Schulgemeinde mit den Aargauern statt?

Dania Peter: Auf operativer Ebene gibt es laufend fachlichen Austausch – etwa zu Schülertransport, Einschulungen oder Stundenplanabstimmungen. Diese Zusammenarbeit funktioniert im Alltag gut. Darüber hinaus hat auch in Bezug auf die Initiative ein enger und konstruktiver Austausch mit den betroffenen Aargauer Gemeinden sowie mit dem Bezirk Zurzach stattgefunden. Beide Gemeinden – Fisibach und Kaiserstuhl – zeigen grosses Interesse daran, gemeinsam eine Lösung zu finden und arbeiten aktiv mit. Auch von Seiten des Bezirks wurde der Dialog unterstützt. In strategischen oder finanziellen Fragen ist der Rahmen weiterhin anspruchsvoll, aber die Gesprächsbereitschaft ist deutlich spürbar – das stimmt zuversichtlich.

ZU24.ch: Was ist das wahrscheinliche Szenario – und dein Wunschzustand seitens Schulgemeinde?

Dania Peter: Wahrscheinlich wird mittelfristig eine politisch tragfähige Lösung angestrebt – sei es über neue vertragliche Modelle, kantonale Absprachen oder sogar gesetzliche Anpassungen. Dabei wird letztlich der Souverän, also die Bevölkerung, darüber abstimmen müssen, ob die bestehenden Verträge mit den Aargauer Gemeinden gekündigt oder angepasst werden sollen. Eine allfällige Kündigung wäre frühestens auf nächstes Jahr möglich – mit einer vertraglich vorgesehenen Frist von drei Jahren. Zudem müsste selbst danach ein Übergang für die Kinder geplant werden, die zu diesem Zeitpunkt bereits im Schulsystem integriert sind.
Für die Schule steht daher im Vordergrund, dass wir – unabhängig von diesen politischen Diskussionen – den dringend benötigten Schulraum erhalten. Denn bereits heute reicht die Infrastruktur nicht mehr aus, um dem anhaltenden Wachstum gerecht zu werden. Klar ist auch: Wir planen weiterhin mit allen Kindern – aus Weiach ebenso wie aus den Aargauer Gemeinden. Schon allein aufgrund des Zeitrahmens bis zu einer allfälligen Vertragsänderung ist dies nicht nur eine pädagogische, sondern auch eine organisatorische Notwendigkeit. Eine moderne, zukunftsfähige Infrastruktur ist die Grundlage für qualitativ hochwertigen Unterricht und eine motivierende Lernumgebung. Deshalb muss die Diskussion um den Schulraum jetzt geführt und nicht auf die lange Bank geschoben werden – unabhängig davon, wie sich die politischen Rahmenbedingungen künftig entwickeln.

ZU24.ch: Was liegt Ihnen am meisten am Herzen?

Dania Peter: Ich wünsche mir mehr Transparenz und Koordination auf allen Ebenen. Bildung braucht den nötigen Respekt und die Wertschätzung, die ihr als Grundlage für unsere Gesellschaft zusteht. Damit wir langfristig stabile Lösungen finden, braucht es Offenheit, gegenseitiges Vertrauen und den Willen, gemeinsam vorwärtszuschauen – sachlich und lösungsorientiert.

 
pw