Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Region Kloten
07.04.2025

Eiszeitliche Rinne soll Flughafen Zürich klimaneutral machen

Bild: Flughafen Zürich
300 Meter unter dem Flughafen Zürich liegt eine geologische Chance: Eine unterirdische Rinne könnte künftig emissionsfreies Heizen und Kühlen ermöglichen.

Der Flughafen Zürich will bis 2040 keine Treibhausgase mehr ausstossen. Das Ziel ist ehrgeizig, doch ein Projekt tief unter der Erde könnte zum Schlüssel werden: Eine bis zu einen Kilometer breite Rinne, geformt in der Eiszeit, birgt enormes Potenzial. Sie verläuft rund 30 Kilometer unter dem Zürcher Unterland – und genau unter dem Flughafengelände.

In dieser Tiefe liegt ein Schatz der besonderen Art: wasserführender Kies. Die Gesteinsschichten eignen sich, um überschüssige Wärme aus dem Sommer zu speichern – und im Winter wieder zum Heizen zu nutzen. Umgekehrt kann im Sommer mit der im Winter gespeicherten Kälte gekühlt werden. So würde der grösste CO₂-Verursacher am Flughafen, das Heizen und Kühlen der Infrastruktur, künftig ganz ohne fossile Energie funktionieren.

Die ersten Untersuchungen liefern vielversprechende Ergebnisse. Seismische Messungen und Sondierbohrungen belegen die ideale Beschaffenheit der Rinne. Die Dimensionen sind beachtlich, doch entscheidend ist: Sie führt Kies und Wasser – die ideale Grundlage für ein natürliches Speichersystem.

Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit der IG Rinne, einer Expertengruppe aus Geologie, Ingenieurwesen und Energieberatung. Die nächsten Schritte sind bereits geplant: Ein Testbrunnen soll zeigen, wie viel Wasser gefördert und wieder zurückgeleitet werden kann. Davon hängt ab, wie viele Brunnen letztlich nötig wären – und ob das Projekt in vollem Umfang umgesetzt werden kann.

Die Chancen stehen gut. Sollte die Rinne wie erhofft nutzbar sein, könnte sie ab 2026 als natürlicher Wärme- und Kältespeicher eingesetzt werden. Die geschätzten Investitionskosten liegen je nach Aufwand bei 4 bis 8 Millionen Franken. Unterstützt wird das Vorhaben vom Bundesamt für Energie, das das Projekt als Pilot für Geoenergie mit bis zu 1 Million Franken fördert.

Nicht nur für den Flughafen hätte das Modell Signalwirkung. Auch für die Wissenschaft liefert es wichtige Erkenntnisse zur Nutzung geologischer Speicher im Mittelland – ein Pionierprojekt mit Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus.

mj