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Region Bülach
10.12.2024
10.12.2024 10:23 Uhr

Winkel: Flächendeckende 30er-Zone wohl kein Selbstläufer für die Gemeinde

Bild: Stadt Wil/wil24.ch
Aus der bürgerlichen Ecke regt sich mit der Aktion "PRO ATTRAKTIVES WINKEL" Widerstand gegen die flächendeckende 30er Zone in Winkel und Rüti

Die Gemeinde Winkel plant die flächendeckende Einführung von Tempo-30-Zonen in den Quartieren. Dieses Vorhaben hat eine Debatte ausgelöst. Während die Gemeinde die Massnahmen als Schritt zur Erhöhung der Lebensqualität und Sicherheit sieht, regt sich Widerstand, insbesondere von der Bürgerbewegung "Pro Attraktives Winkel".

Die Argumente der Gemeinde

Die Gemeinde Winkel sieht in Tempo-30-Zonen eine Möglichkeit, den Verkehrslärm zu reduzieren und die Sicherheit, insbesondere für Fussgänger und Velofahrer, zu erhöhen. Der Gemeinderat betont, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung den Lärm um etwa drei Dezibel senken könnte – eine spürbare Erleichterung für Anwohner.

Zusätzlich sollen die Zonen die Aufenthaltsqualität in Wohnquartieren verbessern und Unfälle minimieren. Studien der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) untermauern diesen Ansatz: Bei Tempo 30 sinkt die Wahrscheinlichkeit schwerer Unfälle deutlich. Die geplanten Massnahmen, darunter Verkehrsberuhigung durch Schwellen und Verengungen, wurden bereits in einer Orientierungsversammlung der Bevölkerung präsentiert. Ein Mitwirkungsverfahren bis Mitte Dezember soll sicherstellen, dass Anregungen und Bedenken der Bevölkerung berücksichtigt werden.

Die geplanten Kosten für die Umsetzung der flächendecekenden 30er-Zone – ohne Ausbau Bushaltestelle, ohne ergänzende Massnahmen Schulwegsicherheit – beläuft sich für Winkel und Rüti auf Fr. 600'000.--. Detaillierte Informationen sind auf der Gemeindehomepage unter https://www.winkel.ch/aktuellesinformationen/2293459 zu entnehmen.

Bild: Gemeinde Winkel

Die Kritik von "Pro Attraktives Winkel"

Die Bewegung "Pro Attraktives Winkel" (https://www.proattraktiveswinkel.com) sieht das Vorhaben kritisch und bemängelt mehrere Aspekte der Planung. Besonders beanstandet wird die Errichtung von Betonhindernissen, Schwellen und anderen baulichen Massnahmen, die aus ihrer Sicht nicht nur den Verkehrsfluss behindern, sondern auch neue Gefahrenquellen schaffen könnten. Sie argumentiert, dass das ständige Abbremsen und Anfahren an solchen Hindernissen den Lärmpegel und die Umweltbelastung sogar erhöhen könnte.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Abschaffung von Zebrastreifen zugunsten der allgemeinen Rechtsvortrittsregelung. Die Bewegung sieht darin ein Risiko, insbesondere für Kinder und ältere Menschen, die auf klar markierte Überwege angewiesen seien. Auch die geplante Einrichtung von Bushaltestellen direkt auf der Fahrbahn wird als hinderlich und potenziell gefährlich eingeschätzt.

Zudem wird die Inkonsequenz bemängelt, dass der Ortsteil Seeb von den Tempo-30-Zonen ausgenommen bleiben soll. "Pro Attraktives Winkel" fordert eine Überarbeitung der Massnahmen, die ihrer Ansicht nach unnötige Schikanen und Gefahren für alle Verkehrsteilnehmer minimieren sollte.

Die voranschlagten Kosten von Fr. 600'000.-- sind deutlich zu tief angesetzt. Dies wird auch aus der Mitteilung der Gemeinde deutlich, welche bei den Kosten den Ausbau der Bushaltestelle und ergänzende Massnahmen Schulwegsicherheit nicht quantifziert hat.

Der weitere Weg

Bis Mitte Dezember 2024 haben die Bürger die Möglichkeit, im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens ihre Einwände und Vorschläge einzubringen. Der Gemeinderat wird diese Rückmeldungen auswerten und über das weitere Vorgehen entscheiden.

Höri sagt an der Gemeindeversammlung "Nein" für eine flächendeckende 30er Zone

Die Diskussion über Tempo 30 in Winkel spiegelt die verschiedenen Debatten im Zürcher Unterland und schweizweit wider: Auf der einen Seite stehen Argumente für Sicherheit und Lebensqualität, auf der anderen die Befürchtungen vor Einschränkungen und unnötigen baulichen Eingriffen. Kürzlich wurde an der Gemeindeversammlung in Höri die flächendeckende Einführung einer Tempo-30-Zone mit Rekordbeteiligung deutlich abgelehnt. Die Bevölkerung von Höri folgte den Bedenken, die den Anliegen der Bewegung „Pro Attraktives Winkel“ ähneln.

Ein "einfacher" Erfolg für die Gemeinde und deren Vorlage für die Einführung der flächendeckenden Tempo-30-Zone scheint auch in Winkel unwahrscheinlich – kontroverse Diskussionen sind vorprogrammiert. Welche Seite sich am Ende durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass diese Entscheidung wegweisend für die zukünftige Verkehrsplanung in Winkel sein wird.

pw