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14.08.2024
14.08.2024 10:41 Uhr

Play-in oder gar die Play-off's - das Interview mit Ricardo Schödler, Sportchef EHC Kloten

Bild: Maximedia AG
Im ausführlichen und persönlichen Interview stellt sich der neue Sportchef des EHC-Kloten den Fragen der ZU24.ch - Redaktion

Ricardo Schödler, der neue Sportchef des EHC Kloten, spricht im Interview über seine Rückkehr zum Club, seine Visionen und die Herausforderungen in seiner neuen Rolle. Für ihn ist es ein Bubentraum, nach Kloten zurückzukehren, wo er hockeytechnisch gross geworden ist und den Club immer eng verfolgt hat.

Schödler sieht die schwierige Situation, in der sich Kloten befindet, als eine grosse Chance, um positive Veränderungen anzustossen. Die Zusammenarbeit mit dem neuen finnischen Headcoach Lauri Marjamäki verläuft sehr gut. Marjamäki bringt die Stabilität und Struktur mit, die das Team braucht, und Schödler ist überzeugt, dass er die Mannschaft weiterbringen wird.

Im Bereich der Transfers gab es keine grossen Unterschiede zwischen den Vorstellungen des Trainers und den Plänen des Clubs. Die Verpflichtungen von Saminic und Tom Gregoire sind Beispiele für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Etablierung einer starken Leistungskultur. Schödler betont, dass es wichtig ist, dass die besten Spieler auf jeder Position spielen und die Mannschaft ihr volles Potenzial ausschöpft.

Aus seiner Zeit bei der Nationalmannschaft nimmt Schödler wichtige Erfahrungen mit, insbesondere in Bezug auf die professionelle Zusammenarbeit im Team und die Menschlichkeit, die Patrick Fischer vorgelebt hat. Diese Werte will er auch bei Kloten umsetzen.

Die Stimmung im Club beschreibt Schödler als sehr positiv. Ziel ist es, die letzte Saison hinter sich zu lassen, die Fans zu begeistern und das Potenzial der Mannschaft voll auszuschöpfen. Schödler ist sich bewusst, dass Kloten in einer sehr kompetitiven Umgebung mit beschränkten Mitteln arbeitet.

Das Team soll intensiv, schnell und kreativ spielen, um die Fans zurück in die Swiss Arena zu holen. Wenn alles zusammenpasst, sieht er Chancen für Kloten, in der kommenden Saison erfolgreich zu sein.

Nachfolgend das komplette Interview mit dem neuen Sportchef vom EHC Kloten:

Bild: Maximedia AG

ZU24.ch: Ricardo Schödler, Du bist jetzt Sportchef des wichtigstens Unterländer Sportvereins - ein Bubentraum für Dich wieder nach Kloten zurückzukehren?

Ricardo Schödler: Ja auf jeden Fall, ich bin "Hockeytechnisch" gross geworden und habe viele Stunden hier verbracht. Ich habe den Club auch immer eng verfolgt.

ZU24.ch: Ist es ein Vorteil einen Club zu übernehmen, dem es nicht optimal gelaufen ist?

Schödler: Es ist schwierig für mich zu beurteilen, da ich die andere Seite nicht kenne. Aber für mich ist es eine super Chance, weil wir viel verändern und anstossen können. Es herrscht eine positive Stimmung, alle sind motiviert, und das finde ich mega cool. Es passt für mich perfekt so, wie es ist.

ZU24.ch: Du bist nach der erfolgreichen WM-Nationalmannschafts-Kampagne zu Kloten gestossen - wie verlief der Übergang von der Nationalmannschaft zum EHC?

Schödler: Während der Zeit in der Nationalmannschaft habe ich vieles in meiner Freizeit erledigt. Aber seit Mitte Juli bin ich zu 100% im Einsatz.

ZU24.ch: War Jeff Tomlinson zu Beginn Dein Ansprechpartner?

Schödler: Ja, absolut. Jeff ist immer wieder für mich erreichbar, sei es per Telefon oder wenn wir uns persönlich treffen, um alles gemeinsam durchzugehen. Auch mit Beni Winkler, Kimo Rintan und Tim Bertsche vom Coaching Staff, die schon länger dabei sind, hatte ich von Anfang an einen super Austausch. Wir haben uns von Beginn an gut verstanden.

ZU24.ch: Ihr habt viel Finnisches Blut in der Mannschaft - wie wird sich das auf das Spiel auswirken?

Schödler: Ja, vielleicht ein bisschen. Aber der Headcoach Lauri Marjamäki ist nicht der typische finnische Trainer, wie man ihn sich vorstellt. Er ist anders geprägt, und das passt sehr gut zu uns. Er bringt genau die Stärken mit, die wir brauchen, wie Stabilität, ein solides Spielsystem, Struktur und eine verbesserte Defensive. Das ist auch der Grund, warum wir uns für ihn entschieden haben.

ZU24.ch: Marjamäki ist relativ spät zum EHC gestossen, was konnte er noch bewirken, welche Transfers anstossen'

Schödler: Saminic und Tom Gregoire haben wir mit dem Trainer zusammen verpflichtet. Wir hatten diese Transfers schon vorher unabhängig vom Trainer vorbereitet, aber dann mit ihm besprochen, wie wir vorgehen und welches Spielerprofil wir suchen. Es gab dabei keine Unterschiede zwischen unseren Plänen und seinen Vorstellungen. Wir waren uns schnell einig, welche Spieler wir brauchen, und konnten deshalb zügig entscheiden.

ZU24.ch: Ein gelungener Einstand des Trainers also?

Schödler: Er ist vor wenigen Wochen gekommen und hat die Mannschaft übernommen. Bisher läuft es sehr gut, ich bekomme positive Rückmeldungen. Er arbeitet genau so, wie ich es erwartet habe – sehr kommunikativ, offen und klar. Genau diese Eigenschaften wollten wir unbedingt im Team haben.

ZU24.ch: Welche aufgabe hat Beni Winkler im Coaching-Staff?

Schödler: Beni Winkler ist für die Defensive zuständig, insbesondere für die Verteidiger und das Unterzahlspiel. Er bringt eine sehr positive, bodenständige Art mit und passt perfekt zu uns. Er verkörpert den typischen Klotner-Geist, und das sieht man auch, wenn man uns beide zusammen im Team sieht.

ZU24.ch: Und Kimo Rintanen soll die Offensive weiterbringen:

Schödler: Ja, das waren definitiv schon seine Stärken, als er noch gespielt hat. Das ist das Beeindruckende an ihm – er erkennt sofort, was es braucht, um die jungen Spieler weiterzubringen. Auch seine Art, wie er im Training mit den Spielern spricht, ist sehr gut.

ZU24.ch: Warum wurde der Vertrag mit Michael Loosli nicht verlängert?

Schödler: Am Ende musste ich die Kaderplanung abschliessen und habe ihnen das auch mitgeteilt. Es gibt jedoch keinen speziellen Grund, den ich dafür nennen könnte.

 

Ricardo Schödler in der Swiss Arena Bild: Maximedia AG

ZU24.ch: Wie ist die Goaliplanung - wer wird die Nummer1?

Schödler: Wir haben zwei gute Torhüter, und es ist ein harter Konkurrenzkampf um die Nummer 1. Der Trainer wird das entscheiden, aber im Grunde gilt: Wenn einer heiss läuft und die Nummer 1 übernimmt, dann behält er sie. Es ist wichtig, dass der Beste spielt, und das gilt für jede Position. Wir wollen eine Leistungskultur etablieren, in der die Spieler verstehen, dass nur die besten Leistungen zu den besten Ergebnissen führen. Das müssen wir unbedingt fördern.

ZU24.ch: Was nimmst Du aus Deiner Zeit in der Nationalmannschaft mit?

Schödler: Wie wir gearbeitet haben und wie unsere Prozesse abliefen, betraf nicht nur das Verhältnis zwischen Coach und Spieler, sondern das gesamte Umfeld, den ganzen Staff. Alles muss perfekt funktionieren, damit wir das Beste herausholen können. Das habe ich mitgenommen, ebenso wie die Menschlichkeit, die Patrick Fischer vorgelebt hat. Jeder soll in seiner Rolle der Beste sein, und das wollen wir auch hier umsetzen. Es ist wichtig, dass die Spieler gerne für Kloten spielen, genauso wie sie es in der Nationalmannschaft tun. Das ist unser Ziel, und das erwarten auch die Fans im Unterland.

ZU24.ch: Wie wollt Ihr - neben mit Siegen logischerweise - die Fans im Unterland in die Swiss-Aren zurück holen?

Schödler: Natürlich wollen wir mit Siegen überzeugen, das ist klar und am einfachsten. Aber darüber hinaus möchten wir intensiv, schnell und kreativ spielen. Wir müssen in der Defensive stabil stehen, um wenige Goals zu kassieren, und dann nach vorne entfesselt spielen, um begeisterndes Hockey zu zeigen. Wenn die Spieler jeden Abend alles geben, wird das auf das Publikum und die Fans überschwappen, und ich bin sicher, dass sie dann kommen werden.

ZU24.ch: Kloten bewegt sich in einer sehr kompetitiven Umgebung - und dies mit beschränkten finanziellen Mitteln:

Schödler: Das bin ich mir gewohnt, ich war mal beim EHC Bülach, wo es eine ähnliche Situation im Liga-Vergleich gab. Obwohl viele sagen, die Natioal League und die MySports League seien nicht dasselbe, gibt es viele Parallelen. Die Spieler haben ähnliche Bedürfnisse und Fragen. Ich bin mir bewusst, was ich unterschrieben habe, und es ist eine grosse Herausforderung, die ich aber gerne annehme. Genau deswegen bin ich hier.

ZU24.ch: Welche Stimmung spürst Du beim EHC?

Schödler: Alle gehen gut miteinander um, und es herrscht eine positive Stimmung. Jeder will den EHC Kloten voranbringen, was extrem wichtig ist. Auch in der Garderobe und bei den Coaches und dem Staff merkt man, dass jeder motiviert ist, Dinge besser zu machen. Jetzt müssen wir darauf aufbauen, einige Prozesse optimieren und uns weiter verbessern, um gemeinsam voranzukommen.

ZU24.ch: Wo siehst Du Kloten am Ende der Saison 24/25:

Schödler: Ja, das Potenzial ist da, aber wir sind natürlich anders aufgestellt als die grossen Clubs. Bei uns muss wirklich alles perfekt zusammenpassen – der Coach muss fast alles richtig machen, der Goalie muss top spielen, und unsere Ausländer sowie die Schweizer Spieler müssen performen. Wenn das gelingt, gibt es Chancen. Die Vergangenheit zeigt, dass manchmal unerwartet ein Fenster aufgeht, wenn andere Clubs schwächeln. Wichtig ist, dass wir uns stabilisieren, die letzte Saison hinter uns lassen und die Fans begeistern. Wir dürfen nicht vergessen, woher wir kommen, aber der Fokus muss auf der Zukunft liegen.

ZU24.ch: Danke für diese offenen Worte und viel Erfolg in der kommenden Saison.

pw