Die deutschen Nachbarn des Flughafens Zürich respektieren die demokratischen Prozesse der Schweiz ausnahmslos. Es liegt allen fern, sich in eine innenpolitische Abstimmung der Schweiz einzumischen. Das deutliche Ja zum Pistenausbau wird aber trotzdem den Wunsch nach einem Mitspracherecht verstärken. Die Angst vor einer höheren Fluglärmbelastung ist bei allen deutschen Gemeinden an der Grenze zur Schweiz deutlich spürbar.
zu24.ch hat sich auf der anderen Seite der Grenze umgehört.
Jürgen Wiener, Bürgermeister Hohentengen a.H.:
"Schlüssig und nachvollziehbar klingt die Annahme, dass mittels der Pistenverlängerung Verspätungen reduziert werden und damit zugleich die Ruhezeiten, die ja Teil unserer Forderungen sind, besser eingehalten werden können. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Verlängerung der Pisten größeren Maschinen den Start nach Norden ermöglicht, sprich in Richtung unserer Gemeinde. Und wenn wir ehrlich sind, birgt jede Optimierung auch die Möglichkeit in sich, dass Kapazitäten ausgeweitet werden. Deshalb habe ich die Befürchtung das der Flugverkehr von und nach Deutschland und somit über meine Gemeinde zunehmen könnte und die Flugverkehrsbelastungen ansteigen werden."
Jürgen Wiener fordert, eine frühzeitige Beteiligung auf Augenhöhe.
"Unabhängig von dem weiteren Verlauf ist aber auch klar, dass wir uns politisch nach wie vor gegen Mehrbelastungen und für eine Entlastung unserer Bevölkerung einsetzen werden."
Marion Frei, Bürgermeisterin der Gemeinde Dettighofen:
"Eine Pistenverlängerung kann sicherlich ein Kollisionsrisiko reduzieren. Ein Pistenausbau kombiniert mit Schnellabrollwegen kann aber auch Flugbewegungen in gewisse Richtungen verstärken. Daher habe ich den Wunsch, dass nach Ausgang der Abstimmung diejenigen eingebunden werden, die von den Planungen betroffen sind und dies bitte auch über Landesgrenzen hinweg. Denn egal, ob dies- oder jenseits der Grenze, sollten in Planungen Betroffene involviert und gehört werden mit dem Ziel, dass die Flugverkehrsbelastungen nicht zu ungleichmäßig verteilt wird."
Martin Gruner, Oberbürgermeister Waldshut-Tiengen
"Wir sind uns der Bedeutung des Flughafens Zürich für die regionale Wirtschaft und dessen Beitrag zur Sicherheit und Stabilität des Luftverkehrs bewusst. Gleichzeitig nehmen wir jedoch die Sorgen und Bedenken unserer Bürgerinnen und Bürger sehr ernst, insbesondere im Hinblick auf die potenziellen Auswirkungen einer solchen Erweiterung auf die Lebensqualität und die Umwelt in unserer Region. Wir müssen leider davon ausgehen, dass eine Zunahme der Flugbewegungen zu einer erhöhten Lärmbelastung und weiteren Umweltauswirkungen führen wird, die die Lebensqualität unserer Stadt und ihrer Bewohner weitergehend beeinträchtigt. Wir sind daher der Ansicht, dass eine sorgfältige Abwägung der wirtschaftlichen Vorteile gegen die potenziellen negativen Auswirkungen auf die Umwelt und das Wohlbefinden der Menschen in den angrenzenden Gebieten zwingend erforderlich ist."